Es gibt sie noch, die Familienunternehmen, wo sich jeder einbringen darf und wo Entscheidungen immer im Konsens getroffen werden. Vertrauen ineinander, Leidenschaft für die Sache und stetiger Austausch, das sind die Pfeiler einer florierenden Firma.

Rudi Bindella war noch sehr jung, als er von seinem Vater den Auftrag bekam, das Konzept eines der familieneigenen Restaurants zu überarbeiten und aufzufrischen. Der damals 29-jährige Rudi stürzte sich mit Elan ins Projekt und liess mit Herzblut renovieren, umbauen und dekorieren. Bei der Neueröffnung, so erzählt man sich, konnte Vater Rudolf, ein Patron alter Schule, seinen Stolz auf das Werk (und seinen Sohn) kaum verbergen. Dieses Ondit steht in Wahrheit für eine ganze Firmenphilosophie: Was du machst, mach es richtig. «Le cose belle sind ihren Preis wert», ist Rudi Bindella, mittlerweile seit 1982 an der Spitze des Unternehmens, überzeugt. «Auf der Zeitachse gleicht sich das alles wieder aus.» Die Zeitachse: Mag sich die Welt auch immer schneller drehen, in Familienunternehmen ticken die Uhren eben anders. Nicht kurzfristige Gewinne zählen. Etwas aufzubauen und an kommende Generationen weiterzugeben, darum geht es.

Das kann aber nur, wer eine zündende Geschäftsidee hat, so wie Jean Bindella. Im Tessin geboren, erlebte er die Anfänge der italienischen Zuwanderung in die Schweiz hautnah mit. Er sah, wie sehr die Arbeiter ihre Heimat vermissten, ihr Essen und ihren Wein. Dem könne man abhelfen, beschloss er. Im Jahr 1909 begann Jean Bindella, Chianti aus Italien zu importieren, damals in den Damigiane genannten grossen Glasbehältern. Gemeinsam mit seiner deutschen Frau Anna Mayer liess er sich in Zürich nieder, wo die beiden zwei Restaurants eröffneten. Der Grundstein für das heutige Unternehmen war gelegt.